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Westmännerinseln / Vestmannaeyjar

Die kleine Inselgruppe bietet eine erstaunliche Fülle an Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten, die man auf keinen Fall verpassen sollte.

Die Vestmannaeyjar bestehen aus 15 Inseln und weiteren Schären und Felsen, wovon aber nur die (mit Abstand grösste) Hauptinsel Heimaey bewohnt ist. Sie liegen rund 12 km südlich der Küste und entstanden durch Unterwassereruptionen des eigenen Vulkansystems vor ca. 10’000 – 12‘000 Jahren.

Einer der ersten Siedler Islands, Hjörleifur Hróðmarsson, wurde von seinen irischen Sklaven erschlagen woraufhin sein Bruder Ingólfur Arnarson die Sklaven bis auf die Inselgruppe verfolgte und dort tötete. Da die Wikinger Leute aus Irland und Schottland als Vestmenn („Menschen aus dem Westen“) bezeichneten, hiessen die Inseln fortan Westmännerinseln. Allerdings besagt eine andere Theorie, dass hingegen Wikinger, welche sich selbst auf den Britischen Inseln niedergelassen hatten, als Vestmenn bezeichnet wurden. So oder so könnten der Name sowie archäologische Funde daraufhin deuten, dass die Inseln bereits vor der offiziellen Landnahme von Menschen irischen/schottischen oder nordischen Ursprungs besiedelt worden waren.

Einschneidend in der neueren Geschichte der Inseln war der sogenannte „Türkenüberfall“ im Sommer 1627, als Piraten aus Nordafrika die Inseln überfielen und alle Bewohner der Inseln töteten oder versklavten. Für lange Zeit war das Leben auf der Insel sehr hart und erst mit dem Aufkommen von motorisierten Booten sowie dem Bau eines Hafens zu Beginn des 20. Jahrhunderts stieg die Bevölkerungszahl schliesslich von rund 600 (um 1890) bis auf heute 4‘500 Einwohner.

Äusserst bedeutend waren die Vulkanausbrüche 1963-1967 (Bildung der Insel Surtsey, heute Naturschutzgebiet und UNESCO-Welterbe, Zutritt nur für Wissenschaftler) und 1973 (Ausbruch des Eldfell auf Heimaey, Zerstörung von rund 400 Häusern).

Tipp: In der Facebook-Gruppe „Gamlar ljósmyndir úr Eyjum“ werden alte (oft schwarz-weiss) Fotos vom Leben auf den Westmännerinseln gezeigt. Ein spannender Einblick in das Alltagsleben früherer Zeit.

Es gibt zwei Möglichkeiten, Heimaey zu erreichen. Die üblichste Variante ist mit der Fähre Herjólfur. Sie fährt bis zu sieben Mal täglich ab Landeyjahöfn (130 km / 1h50min von Reykjavík an der Südküste) und die Fahrt dauert ca. 40min. Der Preis für einen Erwachsenen beträgt 2‘200 ISK (= 14 €, 15 $), für Teenager 1‘100 ISK (= 7 €, 7.50 $), Kinder unter 12 Jahren sind frei. Es macht Sinn, das Auto mitzunehmen, um auf der Insel flexibel zu sein. Ein kleines Auto (unter 5m Länge) kostet 3‘300 ISK (= 21 €, 23 $). Grössere Autos, Camper oder Anhänger entsprechend mehr.

Vorsicht: bei schlechtem Wetter bzw. hohem Seegang kann der Hafen in Landeyjahöfn nicht immer angefahren werden, weshalb auf das deutlich weiter entfernte Þorlákshöfn (50 km von Reykjavík) ausgewichen wird. Die Fährfahrt dauert dann ca. 2h 45min. Es wird deshalb immer empfohlen, das Auto nicht an einem der Häfen stehen zu lassen, andernfalls kann es schwierig werden, wieder zurückzufinden.

Die zweite Möglichkeit ist per Flugzeug. Eagle Air fliegt 2-3 Mal wöchentlich von Reykjavík auf die Westmännerinseln.

Tipp: Die beste Reisezeit für die Westmännerinseln ist von Mai bis September. Einerseits ist das Wetter gemässigter als im Winter, andererseits finden dann die meisten Events statt und Museen haben längere Öffnungszeiten.

Es gibt auf der Insel ungefähr zehn Restaurants. Besonders hervorzuheben ist das auf Fisch spezialisierte aber nur im Sommer (ca. Mai – September) geöffnete Slippurinn von Starkoch Gísli Matt. Weiter empfehlenswert sind Einsi Kaldi und Gott. Weitere Restaurants haben aber auch Pizza, Hamburger oder Asiatisch. Neben zwei Bäckereien gibt es auch je einen Bónus und Krónan Supermarkt.

Auf der Insel gibt es nur eine eingeschränkte Zahl an Übernachtungsmöglichkeiten. Neben einem Hotel, einigen Gästehäusern und Apartments und einem Hostel gibt es auch einen Campingplatz (mit Möglichkeit zum „Glamping“, Übernachtung in einem grossen Holzfass).

Eldheimar Museum: Absolut beeindruckendes und aussergewöhnliches Museum über den Ausbruch des Eldfell 1973, welches um eines der damals verschütteten Häuser herum gebaut wurde. Ein Muss!

Sagnheimar Folk Museum: Ein tolles Museum, welches ausführlich die Geschichte und Kultur der Inseln erläutert, von der ersten Besiedlung, über den Piratenüberfall, die Fischereigeschichte und dem Vulkanausbruch bis zum modernen Musikfestival. Lehrreich und lohnend!

SEA LIFE Trust Beluga Whale Sanctuary: Das Besucherzentrum informiert in einer kleinen Ausstellung über das Leben im Meer, in einem grossen Terrarium können Papageitauchern (welche nicht in die Freiheit entlassen werden können) beobachtet werden und es wird die Geschichte der Belugawale der Insel erklärt (die Wale werden im Frühling 2023 in einen Aussenbereich in der Bucht angesiedelt). Es lohnt sich insbesondere die geführte Tour mit Blick hinter die Kulissen.

Skansinn / Landlyst / Stabkirche: Eine kleine Festung Ende des 16. Jahrhunderts erbaut und nach dem Piratenüberfall verstärkt. Es ist eine Kanone aus dem Jahr 1586 zu sehen. Weiter befindet sich auf dem Gelände das älteste Haus der Insel von 1848, welches im Jahr 2000 restauriert und an seinen heutigen Standort verlegt wurde. Es beherbergt ein kleines medizinisches Museum und gibt einen spannenden Einblick in die Zeit des späten 19. Jahrhunderts auf der Insel. Direkt daneben ist die Nachbildung einer Stabkirche, ein Geschenk Norwegens zum 1000-jährigen Jubiläum des Christentums auf Island. Interessant ist auch der Wassertank von 1932, der zerstört und halb unter Lava begraben ist.

Eldfell: Vermutlich DIE Sehenswürdigkeit auf Heimaey, der Vulkankrater von 1973. Man kann sowohl vom Stadtzentrum als auch von einem Parkplatz am Fuss des Berges hochlaufen. Ganz oben gibt es noch einige Stellen in den Steinen, wo heisse Luft entweicht. Auch den zweiten Vulkankegel, den Helgafell, kann man besteigen.

Elefantenfelsen und Kaplagjóta: Der bekannte Elefantenfelsen befindet sich am westlichen Ende des Herjólfsdalur. Er kann sowohl vom Festland bei einem Spaziergang als auch meerseitig von einem Boot aus besichtigt werden. Direkt daneben befindet sich die Kaplagjóta (= Pferdeschlucht), hier wurden angeblich, da die Pferdehaltung im 16. Jahrhundert gesetzlich beschränkt war, überschüssige Tiere ertränkt.

Spranga: Ursprünglich um Eier von den in den Klippen brütenden Vögel zu sammeln, ist es heute ein lustiger Sport, sich mit einem Seil um die Klippen zu springen und hangeln. Nicht weit vom Hafen entfernt befindet sich das Seil und es gibt rechts davon eine Klippe mit Abstufungen. Empfehlenswert für alle abenteuerlustige Menschen ob gross oder klein.

Gaujulundur: Ein im Jahr 1988 mitten im neuen Lavafeld angelegter Garten, ein wunderschönes Kleinod, welches gut auf einem Spaziergang erkundet werden kann.

Stórhöfði: Ganz oben auf der Landzunge befindet sich ein Leuchtturm und eine Wetterstation. Abgesehen von der tollen Aussicht ist dies auch der windigste Ort Europas.

Vogelbeobachtung: Auf den Westmännerinseln brüten über eine Million Papageitaucher-Paare, was sie zu einem hervorragenden Vogelbeobachtungs-Hotspot macht. Der beste Ort ist das Beobachtungshaus auf der südlichen Inselspitze Stórhöfði. Papageitaucher sind tagsüber auf dem Meer und kommen erst gegen Abend zurück zu ihren Höhlen. Es ist deshalb durchaus sinnvoll, auf der Insel zu übernachten und erst spätabends hier hin zu kommen.

Bootstour: Zwei Arten von Bootstouren sind möglich, einmal 1.5 h mit einem grösseren Schiff oder eine 1h- bzw. 2h-Tour mit einem Speedboot. Alle Touren fahren rund um Heimaey, besuchen verschiedene Klippen und Höhlen und je nach dem auch noch weitere Inseln.

Spaziergänge: Heimaey lässt sich wunderbar zu Fuss erkunden. Leichte Spaziergänge sind möglich z.B. vom Zentrum zu Skansinn, durch das neue Lavafeld und die Lupinen zum Eldheimar Museum und/oder Gaujulundur oder der Westküste vom Herjólfsdalur den Klippen namens Ofanleitishamar entlang. Auch macht es Spass, in der Stadt nach den vielen Graffitis und kleinen Kunstwerken zu suchen.

Die Wanderungen auf die Bergspitzen der Insel sind zwar nicht besonders lang aber ziemlich steil. Doch sie bieten spektakuläre Ausblicke über die Inseln und bis zum Festland. Auf keinen Fall verpassen sollte man den Aufstieg auf den Dalfjall oder Eggjar. Vom Herjólfsdalur führt ein steiler, mit Stufen ausgestatteter Weg auf den Kamm, von dort sind verschiedene Wege möglich, bei viel Wind sollte man aber besondere Vorsicht walten lassen. Auch der Heimaklettur, der höchste Berg der Insel, kann bestiegen werden, allerdings ist diese Strecke nur für trittsichere und schwindelfreie Menschen geeignet. Eine Übersicht über die Wege auf Heimaey bietet diese Seite.

Geführte Touren: Es gibt die Möglichkeit einer Quad-Tour, einer Kayak-Tour in der Bucht als auch einer Minibus-Tour zu den Highlights der Insel.

Schwimmen: Ein wunderbares Schwimmbad mit Rutschen, Hottub, Kaltwasserbad, Dampfbad, Kinderbereich und schönem Liegebereich ist perfekt für Gross und Klein und wird oft als das beste öffentliche Schwimmbad ganz Islands betitelt.

Golf: Auf Heimaey gibt es einen toll gelegenen 18-Loch-Golfplatz. Schläger und Carts können im Clubhaus gemietet werden.

Puffin Run: Ein 20 km-langer Lauf rund um die Insel anfangs Mai.

Sjómannadagur Vestmannaeyja (= Seemannstag): Ein Tag bzw. Wochenende Anfang Juni zu Ehren der Seefahrt mit allerlei Veranstaltungen und Musik

Goslokahátíð (= Ausbruchsendefestival): Am ersten Wochenende nach dem 3. Juli wird das Ende des Vulkanausbruchs von 1973 gefeiert.

Þjóðhátíð: Jedes Jahr am ersten Wochenende im August findet seit 1874 im Herjólfsdalur, das als natürliches Amphitheater wirkt, eines der bekanntesten und spektakulärsten Musikfestivals Islands statt. Drei Tage lange gibt es Musik und Feuerwerk. Unterkünfte sind dann üblicherweise komplett ausgebucht und auch die Tickets für die Fähre zu dieser Zeit werden erst an bestimmten Tagen verkauft.

Mitte/Ende August findet die grosse „Papageitaucher-Baby-Rettungsaktion“ statt. Die Vogeljungen orientieren sich normalerweise an den Sternen, um den Weg in den Süden zu finden, sie werden allerdings durch die Lichter der Stadt in ihrer Orientierung gestört und stürzen ab. Die Kinder von Heimaey halten Nachtwache und sammeln die Vögel ein, um sie dann am nächsten Tag aufs Meer zu entlassen.

MATEY Seafood Festival: Ein Festival um die grossartige Küche der Westmännerinseln zu zelebrieren (Anfang/Mitte September)