Das Polarlicht
Das Polarlicht, auch Nordlichter oder Aurora Borealis genannt, ist ein Naturphänomen, welches die Menschen schon seit Jahrtausenden fasziniert.
Die Sonne stösst regelmässig elektrisch geladenes Gas, sogenanntes Plasma aus. Die Sonnenwinde senden das Plasma in Richtung Erde, wo das Erdmagnetfeld einen Grossteil des Plasmas ablenkt. Ein kleiner Teil jedoch wird durch die magnetischen Pole angezogen. Die geladenen Elektronen und Protonen treffen auf die Sauerstoff- und Stickstoffatome in der Erdatmosphäre und reagieren miteinander, es entsteht eine Energieübertragung. Fällt das Energielevel in den Elektronen wieder, entsteht ein fluoreszierendes Licht, das Polarlicht.
Nordlichter können je nach Intensität der Sonnenwinde in verschiedenen Formen auftreten. Die verbreiteste Form ist ein langer Bogen über dem Horizont. Weiter gibt es fliessende Bänder, Vorhänge, Strahlen oder diffuse Flächen. Der „Hauptgewinn“ ist die tanzende und farbenreiche Korona.
Das Polarlicht kann in verschiedenen Farben auftreten. Welche dies sind wird durch die Höhe als auch die Konzentration von Sauerstoff und Stickstoff in der Atmosphäre bestimmt. Die am häufigsten vorkommende Farbe ist Grün (zwischen 95 – 250 km Höhe) und die seltenste ist Rot (zwischen 80-100 km und über 250 km). Auch Pink, Violett und Blau (um 95 km Höhe) sind möglich, letztere zwei aber oftmals gegen den dunklen Himmel nur sehr schwer zu erkennen.
Aber Achtung! Das menschliche Auge ist sehr viel weniger lichtempfindlich als eine Kameralinse, weshalb Nordlichter oftmals eher als gräulich fluoreszierend wahrgenommen werden. Also nicht enttäuscht sein, wenn du nicht knallgrüne Schleier siehst.
Grundsätzlich sind die Nordlichter „immer“ da, es wird in Island aber nur zwischen Mitte August bis Mitte April dunkel genug, um sie auch sehen zu können. Am Anfang und zu Ende der Saison ist die Nacht allerdings immer noch relativ kurz, die ideale Zeit ist somit zwischen Mitte September und Mitte März.
Nordlichter halten sich nicht an einen Zeitplan, es gibt keine bestimmte Uhrzeit, wann sie auftreten oder die besser geeignet ist. Meine Empfehlung ist deshalb, sobald es draussen dunkel ist, geh regelmässig raus um selbst nachzuschauen.
Nordlichter sind ein natürliches Phänomen, welches am Himmel stattfindet und somit grundsätzlich von überall aus gesehen werden kann, wo man einen freien Blick nach oben hat. Zudem muss es dunkel sein, je weiter weg man von künstlichem Licht ist, desto einfacher ist es, die Polarlichter zu erkennen. Wenn sie stark sind kann man sie aber auch in der Stadt sehen. Der Mond kann als natürliche Lichtquelle manchmal störend sein, ist grundsätzlich aber oftmals sogar hilfreich (siehe „Tipps zum Fotografieren“). Und zuletzt muss der Himmel klar sein, Wolken verhindern eine freie Sicht. Ein guter Anhaltspunkt ist, dass wenn du Sterne sehen kannst, es auch möglich ist Nordlichter zu sehen.
Nicht unbedingt. Wenn du ein eigenes Auto hast und dir das Fahren im Dunkeln zutraust kannst du ohne Weiteres selbst auf „Nordlicht-Jagd“ gehen (sieh dir dazu auch die folgenden Erkärungen zum Lesen der Vorhersagen an). Tourguides haben auch kein Geheimrezept oder einen Schalter um die Nordlichter anzuknipsen.
Ohne Auto macht eine Tour aber durchaus Sinn. Ich empfehle dabei, eine Minibus- oder private Tour zu buchen, da die Vans flexibler sind als die grossen Tourbusse. Ausserdem ist die Betreuung persönlicher und die Guides machen oftmals Fotos von dir mit den Nordlichtern und helfen mit den eigenen Kameraeinstellungen. Du solltest eine Nordlicht-Tour zudem am Anfang deiner Reise planen. Im Falle, dass du keine siehst, kann man üblicherweise kostenlos nochmals buchen.
Einen guten Ort für Nordlichter, den man mit dem Stadtbus (Straeto Linie 11) von Reykjavík aus erreichen kann, ist der Leuchtturm Grótta auf der Halbinsel Seltjarnes nur wenige Minuten ausserhalb des Zentrums.
Der sogenannte KP-Index (Zahlen von 0 bis 9) zeigt an, wie stark die Störung des Erdmagnetfeldes durch die Sonnenwinde ist. Je höher die Zahl, desto stärker die möglichen Nordlichter aber auch desto grösser die Ausbreitung in südlichere Breitengrade (z.B. bei KP 8 wären die Nordlichter sogar in Deutschland sichtbar, allerdings vermutlich nicht mehr in Island, da das Nordlicht-Oval zu tief liegt). Der KP-Index kann ein Indikator sein, ist aber keine Vorhersage für die tatsächliche Aktivität. Ich habe bereits bei KP 2 tolle Nordlichter gesehen während sie bei KP 5 eher mässig waren.
Die Seite des isländischen Wetterdienstes bietet umfassende Informationen. Neben dem KP-Wert und den Zeiten für Auf- bzw. Untergängen von Sonne und Mond zeigt die Karte an, wo der Himmel bewölkt (grün) bzw. frei (weiss) ist.
Eine leicht zu verstehende App ist „Hello Aurora“. Es gibt Erklärungen zu verschiedenen Indikatoren, die wichtigste Komponente dabei ist die Aurora Strength, je tiefer der Wert (im Minus), desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass aktuell Nordlichter zu sehen sind. Es gibt auch eine Karte mit der Anzeige der Bewölkung (je dunkler das Gelb des dichter die Wolken) und andere Nutzer können Sichtungen und Fotos teilen. Die App ist deshalb so praktisch, da du Push-Mitteilungen erhalten kannst, wenn andere Nutzer Nordlichter sehen; du kannst solange also im drinnen im Warmen warten.
Eine spannende aber auch sehr ausführliche und z.T. etwas komplizierte App ist die Glendale App. Es gibt auch hier die verschiedensten Daten und Infoboxen, am Besten liest du dich etwas ein mithilfe der Erklärungen ein und schon bald bist du Experte im Lesen der Nordlicht-Vorhersage. Viele professionelle Fotografen nutzen diese App und es gibt ebenfalls die Möglichkeit zum Erhalten von Meldungen über Sichtungen.
Kameraeinstellungen: Benutze den manuellen Modus M, fokussiere auf „unendlich“, stelle auf die kleinstmögliche Blende (F4 oder tiefer), ISO 1600 – 6400 und Verschlusszeit 10 – 30 Sekunden.
Fotoeinstellungen Handy: Nutze den Pro-Modus und versuche die gleichen Einstellungen wie oben (Fokussierung auf „unendlich“, kleinstmögliche Blende (z.B. f1.5), ISO 800 – 3200, Verschlusszeit je nach Gefühl 2-15 Sekunden). Wichtig: benutze keine Filter oder den Blitz.
- Benutze unbedingt ein Stativ (auch wenn du mit dem Handy fotografierst), jede noch so kleine Erschütterung lässt dein Bild verschwimmen. Nutze auch den Timer um die Auslösung zu Verzögern, da du beim Drücken des Auslösers wiederum die Kamera bewegst.
- Die ISO erhöht die Bildhelligkeit, kann aber Bildrauschen („körnige“ Bilder) verursachen. Je mehr Licht in deiner Umgebung bzw. je heller die Aurora ist, desto tiefer kannst du mit der ISO bleiben. Versuche allenfalls die Belichtungszeit zu verlängern, bevor du mit der ISO höher gehst.
- Je schneller sich die Aurora bewegt desto kürzer sollte die Belichtungszeit sein, da ansonsten alles verschwommen erscheint.
- Versuche auch einen schönen Vordergrund (Landschaft, Gebäude, Menschen etc.) zu integrieren, um dem Bild mehr Perspektive zu geben. Seen oder Flüsse bieten eine tolle Möglichkeit um die Reflektion des Nordlichts einzufangen.
Beleuchte den Vordergrund, z.B. mit den Autoscheinwerfern oder einer Taschenlampe. Auch der Mond kann hilfreich sein, damit man Struktur und Landschaft am Boden erkennen kann.
Das Museum „Aurora Reykjavík – the northern lights center“ im alten Hafengebiet Reykjavíks bietet eine sehr informative Ausstellung zu den Polarlichtern. Und im Planetarium der Perlan läuft mehrmals täglich eine Nordlicht-Show.